Globale Tonwert-Korrekturen
Global werden alle Veränderungen genannt, die die gesamte Bildfläche betreffen. Lokale Korrekturen betreffen nur einen Teil der Bildfläche. In Photoshop sind Auswahlen und Masken Voraussetzungen für lokale Korrekturen. In Lightroom dienen dazu Verlaufsfilter und der Korrekturpinsel.
'Photographie' bedeutet ' Zeichnen mit Licht'. Tonwerte beschreiben die drei Qualitäten des Lichts: Helligkeit, Kontrast und Farbe. Technisch bleiben sowohl die analoge als auch die digitale Fotografie hinter den Fähigkeiten unserer Wahrnehmung zurück. (Dennoch können besondere Belichtungszeiten, Makro-, Röntgen- oder Infrarot-Fotografie, Dinge sichtbar werden lassen, die wir ohne technische Hilfe nicht wahrnehmen könnten.) Tonwertkorrekturen dienen also dazu, technische Unzulänglichkeiten an unsere Wahrnehmung anzupassen.
Helligkeit, Kontrast und Farbe sind aber ebenso wie die (Un-)Schärfen fotografische Gestaltungsmittel. Die innere Wahrnehmung einer Situation kann sich deutlich von ihrem äußeren Abbild unterscheiden. Und Fotografie ist ebenso wie Malerei und andere Künste in der Lage, Gefühle, Werte, Botschaften auszudrücken, die mehr mit dem Fotografen und seiner Weltsicht, als mit der fotografierten Situation zusammenhängen. Die zweite, vielleicht wichtigere, Funktion der Tonwert-Korrekturen ist es, die Absicht des Fotografen, seine Botschaft zu unterstreichen und die Wirkung auf den Betrachter zu formen.
Helligkeit
Hell und Dunkel, diese Worte benutzen wir nicht nur für das vorhandene Licht - auch Stimmungen nennen wir zum Beispiel düster. Die Helligkeit eines Bildes wirkt auf unsere Gefühle, weckt Erinnerungen und ist daher ein wichtiges Gestaltungsmittel.
Dunkelheit verbinden wir oft mit Schwere, Gewicht. In Dunkelheit kann man verschwinden oder orientierungslos werden. Dunkelheit kann aber auch Geborgenheit bedeuten, die Stille der Nacht nahelegen, etc.
Licht steht für Wärme, Leichtigkeit, Göttlichkeit, aber auch für Auflösung und Tod. Engel kommen und verschwinden im Licht. Menschen mit Grenzerfahrungen zum Tod berichten, auf ein Licht zugegangen zu sein. Wir brauchen Licht um zum Sehen. Zuviel davon kann aber auch blind machen.
Paul Graham Man Walking in White Shirt, Atlanta Quelle: MoMA PS1: Exhibitions: Paul Graham: American Night)
Bilder können auch einmal sehr hell oder sehr dunkel sein: Hier Bilder von Paul Graham aus seiner Arbeit 'American Night'. (Quelle: MoMA PS1: Exhibitions: Paul Graham: American Night)
(Quelle: MoMA PS1: Exhibitions: Paul Graham: American Night)
(Quelle: MoMA PS1: Exhibitions: Paul Graham: American Night)
Mitteltöne, Tiefen, Lichter, Schwarz und Weiß
Helligkeit erstreckt sich zwischen reinem Schwarz und reinem Weiß. Die Anzahl der Abstufungen zwischen diesen beiden Extremen bezeichnen wir als Tonwert- oder Dynamikumfang. In Verbindung mit den Fähigkeiten unseres Hirns können unsere Augen etwa 14 EV Tonwertumfang wahrnehmen. Farbfotografie liegt bei 9 EV. Was bedeutet, dass wir die 32-fache Anzahl an Helligkeitsunterschieden wahrnehmen können, als unsere Kameras. Dunkle Bereiche, in denen unsere Augen noch Helligkeitsunterschiede wahrnehmen können - Fotografen nennen sie 'Zeichnung' - werden auf dem Foto möglicherweise als undifferenziertes Schwarz wieder gegeben. Ebenso ist es mit den hellen Bereichen und Weiß.
Die Abstufungen zwischen reinem Schwarz und reinem Weiß lassen sich in verschiedene Bereiche einteilen. Die Einteilungen sind dabei nicht absolut, sondern an einen praktischen Zweck gebunden. Digitale Bilder weisen den Tonwerten Zahlen zu. Bei einem JPG entspricht der Wert 0 reinem Schwarz, der Wert 255 reinem Weiß. Andere Systeme sprechen von Viertel-, Halb- und Dreiviertel-Tönen. Lightroom benutzt weniger technische, sondern am fotografischen Sehen angelehnte Einteilungen. (Die Bezeichnungen wurden beim Übergang von Lightroom 3 zu Lightroom 4 geändert.)
Schwarz
Meint nicht nur das reine Schwarz, sondern die besonders dunklen Bildtöne.
Schatten (Tiefen)
Die Bereiche, die zu hell sind, um als Schwarz zu gelten, aber noch nicht in den großen Bereich der mittleren Helligkeiten fallen, werden Tiefen oder Schatten genannt.
Mitteltöne (Belichtung)
Der Mitteltonbereich ist der größte Tonwertbereich. Das spiegelt eine Eigenart unserer Augen. Die sind im Mitteltonbereich am empfindlichsten und nehmen dort mehr Unterschiede wahr, als in den Lichtern oder den Schatten.
Lichter
Tonwerte, die heller sind, als die Mitteltöne aber noch nicht die Helligkeit von Weiß erreichen.
Weiß
Meint in Lightroom nicht nur das reine Weiß - ohne jede Zeichnung - sondern die besonders hellen Töne.
Tonwerte in einem Beispielbild: 1. Weiss, 2. Lichter, 3 Mitteltöne (Belichtung), 4. Schatten (Tiefen) und 5. Schwarz.
Tonwerte in einem Beispielbild: 1. Weiss, 2. Lichter, 3 Mitteltöne (Belichtung), 4. Schatten (Tiefen) und 5. Schwarz.
Helligkeiten anpassen
Wie du die Helligkeiten im Bild veränderst, hängt von deinem Ziel ab. Willst du den ganzen Tonwertreichtum deiner Aufnahme sichtbar machen? Willst du eine bestimmte Wirkung erzielen?
Seit der Prozessversion 2012 (Lightroom 4) kannst du die Helligkeit dieser 5 Tonwertbereiche einfach anpassen: Bewegst du den Regler nach links, werden die Helligkeiten des entsprechenden Tonwertbereichs abgesenkt, nach rechts bewegt werden die entsprechenden Bereiche aufgehellt. In Lightroom 3 (Prozess 2010) sind Namen und Aufteilung der Tonwertbereiche noch etwas anders: 'Wiederherstellung' entspricht in etwa dem heutigen Weiß-Bereich, der Bereich 'Aufhellicht' ist teilweise in Schwarz und zum anderen Teil in 'Tiefen' aufgegangen.
Du kannst dir Warnungen einblenden lassen, falls deine Einstellungen Informationen aus dem Bild verschwinden lassen. Wenn dunkle Partien zu reinem Schwarz ohne Zeichnung abgedunkelt werden, sprechen wir von einer Beschneidung der Schatten (Tiefen). Geht Zeichnung in den hellen Partien verloren, handelt es sich um eine Beschneidung der Lichter.
Am besten schaust du dir zunächst Tiefen und Lichter an, stellst dann die Gesamthelligkeit mit der Belichtung ein und optimierst zum Schluss Schwarz und Weiß.
Helligkeiten anpassen.
Helligkeiten anpassen: Das Histogramm gibt Aufschluss über die Menge der Tonwerte im Bild. Dieses Bild enthält viele Tonwerte aus dem Bereich 'Schwarz' und 'Tiefen'. Demgegenüber sind Mitteltöne (Belichtung), Lichter und Weiß gleichermaßen vorhanden. Der kleine Ausschlag an der rechten Seite zeigt: es sind überbelichtete Pixel vorhanden (1). An den beiden Dreiecken lässt sich die Warnung für Tiefen- oder Lichterbeschneidung dauerhaft einschalten. Wenn der Mauszeiger über dem Histogramm schwebt, wird die Ausdehnung des zugehörigen Tonwerbereichs - hier der Mitteltöne (Belichtung) hell hervorgehoben. Wenn du jetzt mit gedrückter Maustaste nach rechts oder links ziehst bewirkt das das Gleiche, als wenn du den zugehörigen Regler direkt einstellen würdest.
Belichtung und Kontrast (2) beeinflussen wesentlich die Mitteltöne. Vier weitere Regler verändern den Schwarz-Bereich, die Tiefen, die Lichter und den Weißbereich (3).
Einschalten der Warnung vor Lichterbeschneidung (1), im Bild rot und Tiefenbescheidung (2), im Bild blau. Beschneidung meint, dass das Original mehr Tonwerte umfasst, als bei dieser Entwicklung wiedergegeben werden.
Einschalten der Warnung vor Lichterbeschneidung (1), im Bild rot und Tiefenbescheidung (2), im Bild blau. Beschneidung meint, dass das Original mehr Tonwerte umfasst, als bei dieser Entwicklung wiedergegeben werden.
Kontrast
Global- oder Lokalkontrast
Das, was wir meist als Kontrast bezeichnen, meint den Globalkontrast, den Helligkeitsunterschied zwischen der hellsten und der dunkelsten Stelle im Bild. Ein Bild mit einem hohen Globalkontrast zeigt im Histogramm sowohl ganz links als auch ganz rechts einen Ausschlag. Hat also sowohl Schwarz, als auch Weiß. Für ein tonwertreiches Bild ideal gibt es aber links und rechts keine hohen Ausschläge - keine größeren Bereiche ohne Zeichnung.
Einen hohen Globalkontrast haben Fotos mit reinem Schwarz und reinem Weiß. In diesem Bild von Michel Ackermann (Polen 2003) sind viel Schwarz und Weiß aber wenig unterschiedliche Grautöne zu sehen. Quelle: Agence VU - Michael Ackerman
Einen hohen Globalkontrast haben Fotos mit reinem Schwarz und reinem Weiß. In diesem Bild von Michel Ackermann (Polen 2003) sind viel Schwarz und Weiß aber wenig unterschiedliche Grautöne zu sehen. (Quelle: Agence VU - Michael Ackerman)
Der Lokalkontrast meint den Helligkeitsunterschied benachbarter Pixel. Er hat eher mit unserem Schärfeeindruck und mit dem Bildrauschen zu tun. Der Regler liegt daher etwas weiter unten im Bereich Präsenz und heißt 'Klarheit'.
Schwarz und Weiß
Bildern, die du als kontrastarm erlebst, mangelt es öfter an Schwarz und Weiß, als an einem Kontrast in den Mitteltönen, wie sie vom Kontrastregler oder den Voreinstellungen der Gradationskurven beeinflusst werden.
Globalkontrast: Nicht jedes Bild braucht einen hohen Globalkontrast. Dieses Seebild hat weder Schwarz noch Weiß und trotzdem einen dem Motiv angemessenen Kontrast.
Globalkontrast: Nicht jedes Bild braucht einen hohen Globalkontrast. Dieses Seebild hat weder Schwarz noch Weiß und trotzdem einen dem Motiv angemessenen Kontrast.
Wenn du Kontrast vermisst, schau zuerst im Histogramm, ob deinem Bild vielleicht Schwarz oder Weiß fehlt. Beides kannst du mit den entsprechenden Reglern und dem Belichtungsregler korrigieren.
Mitteltonkontrast
Stärkerer Kontrast in den Mitteltönen verringert den Tonwertreichtum in den Mitteltönen. Helle Mitteltöne werden aufgehellt. Dunkle Mitteltöne werden abgedunkelt. Schwarz und Weiß bleiben unbeeinflusst.
Die folgenden drei Bilder zeigen Dir den Unterschied einer Kontrastanpassung in den Mitteltönen zu der Beeinflussung der Tiefen und von Schwarz.
Gegenlicht: Das Bild wirkt flau. Ein Blick auf das Histogramm verrät: Dem Bild fehlen Tiefen und Schwarz.
Flaues Bild bei Gegenlicht: Das Bild wirkt flau. Ein Blick auf das Histogramm verrät: Dem Bild fehlen Tiefen und Schwarz.
Flaues Bild bei Gegenlicht: Kontrast wirkt nur auf die Mitteltöne. Nach wie vor fehlen Tiefen und vor allen Dingen Schwarz.
Flaues Bild bei Gegenlicht: Kontrast wirkt nur auf die Mitteltöne. Nach wie vor fehlen Tiefen und vor allen Dingen Schwarz.
Flaues Bild bei Gegenlicht: Tiefen und Schwarz werden zuerst korrigiert. Die Mitteltöne leicht aufgehellt. Der Mitteltonkontrast muss nur leicht angepasst werden.
Flaues Bild bei Gegenlicht: Tiefen und Schwarz werden zuerst korrigiert. Die Mitteltöne leicht aufgehellt. Der Mitteltonkontrast muss nur leicht angepasst werden.
Kontraste mit der Gradationskurve anpassen
Obwohl sich Helligkeit und Kontrast gut in den Grundeinstellungen regeln lassen, hat Adobe die Funktionen der Gradationskurve ausgebaut. Fotografen, die Photoshop benutzt haben, wollen oft nicht auf sie verzichten. Hier können Änderungen sogar punktgenau vorgenommen werden. Erfahrungen mit der Gradationskurve vorausgesetzt.
Für alle Anderen ist das Werkzeug mit Reglern versehen. Anders als in den Grundeinstellungen werden die Helligkeiten hier in vier Abschnitte unterteilt: die Lichter, helle Mitteltöne, dunkle Mitteltöne und die Tiefen.
Die Gradationskurve in Lightroom
Die Gradationskurve in Lightroom: Im Hintergrund der Gradationskurve ist das Histogramm zu sehen (1). Diese drei Regler (2) bestimmen welche Bereiche den Reglern für Tiefen, dunkle Mitteltöne, helle Mitteltöne und Lichter zugewiesen werden. In der Grundeinstellung sind das je ein Viertel. Die Tonwerte in diesen Bereichen können individuell aufgehellt oder abgedunkelt werden (3). Die Übergänge bleiben aber fließend um grobe Tonwertabrisse zu vermeiden. Nach einem Klick auf das Icon rechts kann die Kurve punktgenau - wie in Photoshop - bearbeitet werden (4). Nach einem Klick auf den Punkt (5) kann die Gradationskurve durch Ziehen der Maus im Bild nach oben oder unten angepasst werden.
Korrektur mit der Gradationskurve.
Gegenlichtkorrektur mit der Gradationskurve: In diesem Beispiel sind in den Grundeinstellungen keine Änderungen vorgenommen worden. Ausgehend von der Voreinstellung 'mittlerer Kontrast' habe ich die Lichter etwas abgesenkt um eine Lichterbeschneidung in den hellen Partien des Himmels (1) zu vermeiden, die hellen Mitteltöne (2) etwas aufgehellt, damit das Bild nicht zu dunkel wirkt, die dunklen Mitteltöne (3) leicht und die Tiefen (4) sehr deutlich abgesenkt um den Globalkontrast zu erhöhen.
Info: Anders als die Regler der Grundeinstellungen, ist die Gradationskurve nicht auf verschiedene Kameras und Dateiformate kalibriert. Gleiche Einstellungen können auf verschiedene Bilder ganz unterschiedlich wirken.
Farbe
Weißes Licht gibt es eigentlich nicht. Licht setzt sich aus den Farben des Regenbogens zusammen. Die Mischung ist aber nicht immer gleich: Auch weißes Licht besitzt daher eine 'Farbe', die abhängig von der Lichtquelle oder der Tageszeit ist: Das mittags am Strand aufgenommene Bild wirkt anders als ein Sonnenuntergang oder ein Porträt bei Kerzenschein. Auch Kunstlicht unterscheidet sich in der Farbe: Eine Glühbirne erzeugt ein eher rotes Licht, das der Leuchtstoffröhre oder Energiesparlampe ist grünlich.
Die Farbänderung natürlichen Lichts wird als Farbtemperatur bezeichnet und in Grad Kelvin gemessen. Wir sprechen von kaltem Licht, wenn es einen hohen Blauanteil und damit eine hohe Farbtemperatur hat. Warmes Licht zeichnet sich durch einen hohen Gelbanteil aus.
Mit Farbton bezeichnet man die Abstimmung einer Farbe zwischen den Polen Grün und Magenta.
Änderungen der Lichtfarbe gleicht unser Hirn beim Sehen aus. Das technische Sehen der Kamera (gleich ob analog oder digital) kann das nicht. Unterschiedliche Lichtfarben werden durch eine Korrekturfilterung (analog) oder den Weißabgleich (digital) kompensiert. Die erste Farbkorrektur gilt daher dem Weißabgleich.
Besonders deutlich treten Lichtfarben hervor, wenn das Motiv von unterschiedlichen Lichtquellen beleuchtet wird (Mischlicht). Unsere Wahrnehmung kann das gut kompensieren, jeder Weißabgleich muss hier passen.
Farbaufnahmen entfalten eine unmittelbare, emotionale und sinnliche Wirkung, weil jede Farbe, unbewusst oder bewusst, ganz bestimmte Gefühle hervorruft. Für die Gestaltung eines Farbbildes sind daher die Wahl der einzelnen Farben und deren Zusammenstellung im Bild entscheidend. Einzelne Farben harmonieren miteinander, andere bilden einen Kontrast, der die Wirkung einzelner Farben verstärken oder abschwächen kann.
Nach dem Einstellen der Grundstimmung im Weißabgleich lassen sich einzelne Farbtöne mit 'HSL/Farbe/Schwarz-Weiß' recht gut anpassen. Die Sättigung aller Farben wird noch in den Grundeinstellungen vorgenommen.
Weißabgleich
Der Weißabgleich ist ein Teil digitaler Bildbearbeitung. In der Kamera werden nur JPGs angepasst. Werden RAW-Bilder fotografiert, misst die Kamera zwar das Licht bei der Aufnahme und speichert die Werte mit den EXIF-Daten. Die Farbanpassung kann aber in der digitalen Dunkelkammer jederzeit verändert werden.
Zu Beginn nutzt Lightroom den von der Kamera gemessenen Wert, um die Farben des Bildes zu errechnen ('Wie Aufnahme'). Wie bei deiner Kamera kannst du hier zwischen verschiedenen Voreinstellungen wählen oder Lightroom die Lichtfarbe schätzen lassen (automatisch').
Ob dein Bild eine warme oder kühle Grundstimmung haben soll, kannst du in gewissen Grenzen steuern. Das ist deine gestalterische Entscheidung. Warm bedeutet einen höheren Gelbanteil der neutralen Farben, kalt einen höheren Blauanteil.
Weißabgleich mit der Pipette
Du weißt, was du fotografiert hast und kannst mit der Pipette auf einen farbneutralen Bereich klicken. Das kann ein grauer Fußboden, eine weiße Wand oder ein Straßenbelag sein.
Dieses Bild einer Ausstellung zeigt drei Räume mit unterschiedlichen Lichtfarben. Beim Weißabgleich werden alle Farben gemeinsam angepasst. Da der vordere Raum das Bild wesentlich bestimmt, soll der Weißabgleich auf dieses Licht durchgeführt werden.
Dieses Bild einer Ausstellung zeigt drei Räume mit unterschiedlichen Lichtfarben. Beim Weißabgleich werden alle Farben gemeinsam angepasst. Da der vordere Raum das Bild wesentlich bestimmt, soll der Weißabgleich auf dieses Licht durchgeführt werden.
In diesem Beispiel wurde der vordere Raum durch Leuchtstoffröhren, der mittlere durch Halogenstrahler und der hintere durch Tageslicht beleuchtet.
Mischlichtsituation nach manuellem Weißabgleich auf den vorderen Raum. Die Werte für die Farbtemperatur und den Farbton haben sich verändert.
Mischlichtsituation nach manuellem Weißabgleich auf den vorderen Raum. Die Werte für die Farbtemperatur und den Farbton haben sich verändert.
Dynamik und Farbsättigung
Dynamik und Sättigung regeln die Leuchtkraft der Farben. Reine, leuchtende Farben werden als bunte, die weniger leuchtenden Farben als unbunte Farben bezeichnet.
Über die Vorliebe für bunte oder weniger bunte Farben lässt sich trefflich streiten. Leuchtende Farben reizen unsere Wahrnehmung und ziehen in Bildern die Aufmerksamkeit auf sich. In einer Umwelt voller Reize gelten bunte Farben daher als attraktiv. In der Werbung sollen sich bunte Produkte anderen gegenüber durchsetzen und uns zum Kaufen anregen.
Sättigungsstufen, von unten links über oben nach unten rechts zunehmend: Unten links ein Schwarzweißbild, rechts ein übertrieben farbiges Bild. This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license. (Quelle:File:Saturation change photoshop.jpg - Wikimedia Commons)
Sättigungsstufen, von unten links über oben nach unten rechts zunehmend: Unten links ein Schwarzweißbild, rechts ein übertrieben farbiges Bild. This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license. (Quelle:File:Saturation change photoshop.jpg - Wikimedia Commons)
Die unnatürlich bunte Welt der Fotografie haben wir dem Wettbewerb der drei großen Fotografie-Konzerne in den 1960er und 1970er Jahren zu verdanken. Agfa, Kodak und Fuji hoben im Wechsel die Farbsättigung der Filme an. Je bunter die Bilder, desto mehr Filme wurden verkauft. Bereits Ende der 1970er Jahre gab es für Amateure keine Filme mehr zu kaufen, die die Welt in ihren natürlichen Farben zeigte. Profis kauften in speziellen Läden, wo Farbfilme in Kühlschränken gelagert wurden und bekamen dort auch Farbfilme mit natürlicher oder neutraler Farbsättigung.
Wirklich? Natürliche Farben? Werbung der Agfa 1985. (Quelle: Aphog Agfa Filme)
Wirklich? Natürliche Farben? Werbung der Agfa 1985. (Quelle: Aphog Agfa Filme)
Der Wettbewerb um die Käufer wird auch im digitalen Zeitalter mit Leuchtkraft ausgeführt: Monitore und die Standard-Einstellungen von Digitalkameras zeigen stark gesättigte Farben. Für eine neutrale Farbwiedergabe müssen die Voreinstellungen angepasst werden.
Farbe ist, wie Schärfe, Kontrast oder Helligkeit, ein fotografisches Gestaltungsmittel und soll zum Inhalt der Bilder passen.
Farben steuern die Wahrnehmung und Bedeutung eines Bildes und habe Einfluss auf die Stimmung des Betrachters. Ein stilles Porträt oder eine Landschaft, das Foto eines November-Nebel-Tages, erfordert eine andere Farbsättigung als Bilder vom Karneval oder eines leuchtenden Herbstnachmittags.
Versuche die passende Farbigkeit für deine Bilder zu finden. Orientiere dich dabei mehr an der Welt als an Bildern der Welt. Das ist kein Unterschied, glaubst du? Vergleiche am Kiosk einmal die Farbe der Gesichter auf den Illustrierten mit den Gesichtern der umstehenden Personen. Und? Was denkst du?
Der Dynamik-Regler
Hebt die Sättigung der weniger bunten Farben stärker an als die bereits gesättigten Farben. Dadurch werden Detail-Verluste in den bunten Bereichen vermieden. Für fotografische Bilder meist der richtige Regler.
Der Dynamik-Regler hebt die bereits leuchtenden Farben weniger stark an und verhindert einen Detail-Verlust. Schau auf die Farbe der Bank.
Der Dynamik-Regler hebt die bereits leuchtenden Farben weniger stark an und verhindert einen Detail-Verlust. Schau auf die Farbe der Bank.
Der Sättigungsregler
Hebt die Sättigung aller Farben gleichermaßen an. Die Bilder werden in allen Bereichen bunter, können aber in den bunten Bereichen Details verlieren.
Der Sättigungsregler hebt alle Farben gleichermaßen stark an und führt zu Detail-Verlust in den leuchtenden Bereichen. Schau auf die Farbe der Bank.
Der Sättigungsregler hebt alle Farben gleichermaßen stark an und führt zu Detail-Verlust in den leuchtenden Bereichen. Schau auf die Farbe der Bank.
Abgleich einzelner Farbbereiche (HSL oder Farbe)
Lightroom unterteilt die sichtbaren Farben in acht Bereiche - die Rot-, Orange-, Gelb-, Grün-, Aquamarin-, Blau, Lila- und Magenta-Töne. Jeder dieser Farbbereiche kann in Sättigung und Helligkeit angepasst oder mit dem Farbton-Regler zu der einen oder anderen Seite des benachbarten Farbbereiches hin verschoben werden.
Mit diesen Einstellungen kannst du z. B. das Rot einer Tomate in Richtung Orange verschieben, dunkler und satter machen, wenn es dein Bild unterstützt. Die anderen Farben bleiben davon unbeeinflusst.
HSL oder Farbe
HSL oder Farbe. Im Vorher/Nachher gut zu erkennen: Blau wurde in Richtung Lila verschoben und entsättigt. Grün in Richtung Gelb und stärker gesättigt. (Nein. Das ist nicht 'besser', nur zur Demonstration)
Beide, HSL und auch Farbe, zeigen letztlich die gleichen Einstellungen in jeweils anderer Anordnung: Farbton, Sättigung und Helligkeit für jeden der acht Farbbereiche. Nutze die Einstellung, mit der du am besten arbeiten kannst.
Schwarz und Weiß
Robert Frank, Autor des berühmten Fotobandes 'The Americans' bezeichnet Schwarz und Weiß als die Farben der Fotografie. Sie stehen aus seiner Sicht für die Gegensätze Hoffnung und Verzweiflung: "Sie sind mir ein Zeichen für die Alternative: Hoffnung/Verzweiflung, der die Menschheit immer ausgeliefert ist".
Bis in die 1980er Jahre war fotografische Kunst Schwarz-Weiß. Farbe war der Werbung und der Presse vorbehalten. William Eggleston war einer der ersten Fotografen, die Farbfotografien im MoMA zeigen konnten. Danach ging es recht schnell, bis in den späten 1990er Jahren beinahe kein fotografisch arbeitender Künstler noch Schwarz-Weiß-Bilder zeigte. Farbe war nicht mehr vulgär, sondern Ausdruck von Komplexität und Leben.
Heute ist das Interesse an Schwarz-Weiß-Fotografie wieder größer. Selbst eine Mischung von farbigen und schwarz-weißen Bildern in einer fotografischen Arbeit ist jetzt möglich.
In der analogen Fotografie unterscheiden sich beide Arbeitsabläufe deutlich. Der industriell genormte Farbprozess kann von Dienstleistern in hoher Qualität ausgeführt werden, die durch den Fotografen kaum verbessert werden kann. Im Schwarz-Weiß-Labor gibt es hingegen keine Standards. Jeder Film kann in jedem Entwickler auf eine andere Art entwickelt werden. Papiere und Filme reagieren dabei auf kleinste Unterschiede in der Handhabung. Das handwerkliche Können eines Fotografen oder seines Laboranten hat einen wesentlichen Einfluss auf das Ergebnis.
Farbfilter steuern die Grauwerte einzelner Farben in der analogen Schwarzweiß-Fotografie. (Quelle: File:55mm optical filters.jpg - Wikimedia Commons
Quelle: File:55mm optical filters.jpg - Wikimedia Commons)
Digital besteht kein nennenswerter Unterschied. Du musst dich nicht einmal bei der Aufnahme entscheiden, ob deine Bilder Schwarz-Weiß werden sollen. Es hat sogar wesentliche Vorteile die Umsetzung erst in der digitalen Dunkelkammer vorzunehmen. Hier kannst du nämlich bestimmen, wie hell der Grauton eines bestimmten Farbbereiches werden soll. Und das ist wichtig, denn manche Farbkontraste bilden in Schwarz-Weiß graues Einerlei. Früher hatten Schwarz-Weiß-Fotografen Farbfilter im Gepäck: Gelbgrün, Orange und Rot waren die wichtigsten. Um z. B. die Grüntöne eines Waldes von denen einer Wiese unterscheiden zu können, wird bei der Aufnahme ein Gelbgrünfilter eingesetzt. Er hält die etwas blaueren Farben des Waldes zurück, während das Wiesengrün ungehindert passieren kann. Der Wald wird dunkler auf dem Bild erscheinen.
Automatische Schwarz-Weiß-Umsetzung eines Gemäldes in Lightroom
Automatische Schwarz-Weiß-Umsetzung eines Gemäldes in Lightroom
Angepasste Schwarz-Weiß-Umsetzung in Lightroom: Alle acht Farbtonbereiche können bei der Umsetzung in Grauwerte in ihrer Helligkeit individuell gesteuert werden. Hier haben angepasste Werte für Rot, Orange, Gelb und Grün zu einem sehr viele besseren Ergebnis geführt.
Angepasste Schwarz-Weiß-Umsetzung in Lightroom: Alle acht Farbtonbereiche können bei der Umsetzung in Grauwerte in ihrer Helligkeit individuell gesteuert werden. Hier haben angepasste Werte für Rot, Orange, Gelb und Grün zu einem sehr viele besseren Ergebnis geführt.